April 2012
Persönlich
Interview mit Ratsherrn Bernhard Marewski
Zur Diskussion
um das "Betreuungsgeld"
Herr Marewski, Sie sind selbst Vater zweier Kinder und mittlerweilesogar stolzer Großvater. Was sagen Sie zu der aktuell
nicht nur in der CDU geführten Debatte um das geplante Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder bis zum dritten Lebensjahr
zu Hause erziehen?
Es ist richtig und wichtig, dass wir als Kommune ausreichend Kindergartenplätze zur Verfügung stellen – hauptsächlich für
Kinder ab drei Jahren. Darüber hinaus ist auch das Angebot von Plätzen für Kinder unter drei Jahren wichtig, wenn Mütter
und/oder Väter arbeiten gehen wollen oder müssen oder zum Beispiel alleinerziehend sind und diese Unterstützung des Staates
dringend brauchen.
Das heißt, Sie sehen die Idee des Betreuungsgeldes kritisch?
Nein, im Gegenteil, ich halte das Betreuungsgeld für richtig und notwendig. Der Artikel 6 unseres Grundgesetzes
definiert die Pflege und Erziehung der Kinder als natürliches Recht der Eltern und deren in erster Linie obliegende Pflicht.
Der Staat hat dazu Hilfestellungen bereitzuhalten, wo sie benötigt werden, z. B. durch die ausreichende Stellung von
Kindergartenplätzen. Ich empfehle einen Blick nach Finnland. Finnlands Gesellschaftsmodell baut seit den 60er Jahren
Ratsherr Bernhard Marewski |
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auf die Berufstätigkeit beider Elternteile. Dort gibt es seit weit über 20 Jahren einen Rechtsanspruch auf einen
Betreuungsplatz im Kindergarten für Kinder zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr. Gleichzeitig hat man für die
gleiche Altersgruppe ein Betreuungsgeld eingeführt, das landesweit bei über 300 Euro liegt, oftmals noch aufgestockt
durch eine kommunale Zulage.
Neuere wissenschaftliche Untersuchungen an der Universität Helsinki verweisen darauf, dass
gerade die frühkindliche Erziehung ihren Platz in der Familie haben müsse, wolle man unsichere und unruhige Kinder und
Probleme in Jugend- und Erwachsenenalter vermeiden. Braucht ein Kind nicht andere Kinder, um sich sozial entwickeln zu
können? „Stimmt“, so die Universitätsdozentin und Buchautorin Dr. Erja Rusanen, „aber erst ab drei Jahren.“ Zunächst
bräuchten die Kinder feste Bezugspersonen, die seien nun einmal in erster Linie Mutter und Vater.
Ist es wahr, dass der verzögerte Ausbau der U3-Plätze das vom Staat zu zahlende Betreuungsgeld massiv erhöht?
Eine solche Behauptung ist schlichtweg Unsinn. Das erweiterte Angebot von U3-Plätzen und das Betreuungsgeld sind zwei
Seiten einer Medaille. Beides ist notwendig. Es geht um eine bestmögliche Unterstützung der Erziehung unserer Kinder.
Wenn man bedenkt, dass die Gesamtkosten eines Kindergartenplatzes heute bei monatlich über 1.000 Euro liegen, so reichen
die Elternbeiträge bei Weitem nicht zur Deckung der Kosten aus. Gutverdienende Eltern zahlen in Leverkusen für einen
Kita-Platz max. 627 Euro/Monat für Kinder von 1-2 Jahren und 388 Euro für Kinder von 2-3 Jahren. Diese erhebliche
staatliche Subventionierung soll aus guten Gründen nicht in Abrede gestellt werden. Aber das in Aussicht gestellte
monatliche Betreuungsgeld von 150 Euro nimmt sich dagegen als bescheidene finanzielle Unterstützung für diejenigen aus,
die ihre Kinder in der Familie erziehen möchten. Diesen Betrag dann noch als "Herdprämie" abzutun und damit pauschal
die Mütter zu diffamieren, ist ungeheuerlich.
Lesenswertes zum Thema: (Auswahl)
2012
AbgeordnetenCheck . Kampagne JA zum Betreuungsgeld - Mütter fordern Wahlfreiheit!
⇒ AbgeordnetenCheck
08.05.2012
Birgit Kelle & Hedwig von Beverfoerde: Interview: JA zum Betreuungsgeld!
⇒ FreieWelt.net
04.05.2012
Birgit Kelle: Kinder statt Klappstühle
⇒ The European
14.04.2012
Birgit Kelle: Debatte um das Betreuungsgeld
⇒ The European
Haderthauer: Betreuungsgeld, Voraussetzungen und Ausgestaltung
⇒ Zukunftsministerium Bayern
04.02.2012
Haderthauer verteidigt Betreuungsgeld gegen Kritik aus Brüssel
⇒ Interview auf Deutschlandradio Kultur
02.02.2012
Haderthauer: Die Krippe ist kein Pflichtprogramm - TAZ
⇒ Interview in der "TAZ" mit Christine Haderthauer
10.11.2011
Birgit Kelle: Betreuungsgeld – Ein Schritt in Richtung Gerechtigkeit
⇒ Frau 2000plus e.V"
18.07.2011
Haderthauer fordert Einführung eines Betreuungsgeldes
⇒ Interview mit dem Kölner Radiosender "Deutschlandfunk"
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Rheinische Post 01.05.2012
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