Kölner Stadt-Anzeiger/ Leverkusener Anzeiger vom 02.03.2007 » Zurück


Leverkusen

Das Vorzeigeobjekt endlich vorantreiben

Dezernent will rasche Fortschritte im IPL

Wolfgang Mues zieht eine erste Zwischenbilanz seiner Arbeit.
Schwerpunkte: die Wirtschaftsförderung und die Zukunft Wiesdorfs.


Von Thomas Esch

Er ist zwar schon etwas länger im Amt als die berühmten 100 Tage. Eine Erkrankung hinderte ihn an der ursprünglich anberaumten Pressekonferenz. Nun aber gab Wolfgang Mues putzmunter seinen ersten Erfahrungsbericht, verbunden mit einem Ausblick. Der 48-Jährige hatte am 1. November vergangenen Jahres seinen Dienst als städtischer Dezernent für Bauen und Planen und gleichzeitig Chef der städtischen Wirtschaftsförderung angetreten.

Ziemlich viel zu tun habe er, aber die Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister, Dezernentenkollegen, Mitarbeitern (immerhin 640 in seinem Bereich) und der Kontakt zur Politik sei „konstruktiv und fruchtbar“, meinte der gelernte Diplom-Ingenieur.

Sehr zeitintensiv

Der Bereich der Wirtschaftsförderung (WFL) habe bislang im Vordergrund seiner Arbeit gestanden. Dringende Anfragen erforderten schnelles Handeln, das sei zwar „spannend“, aber sehr zeitintensiv, so der gebürtige Westfale, der seit 21 Jahren im Rheinland lebt. Die Zusammenarbeit mit den Chemiepark-Betreibern klappe dank regelmäßiger Gespräche „auf Entscheiderebene“ bestens. Das „Vorzeigeobjekt Innovationspark“ solle nun endlich vorangetrieben werden, „nach zehn Jahren ist das überfällig“, so Mues. Er zeigte sich hoffnungsvoll, dass Zuschüsse des Landes für die endgültige Erschließung bald fließen, dann werde Ende des Jahres mit dem Ausbau von Straßen und Wegen begonnen. Das sei wichtig, denn bislang führen potenzielle Investoren über - auch noch löchrige und verschmutzte - Baustraßen, „das macht keinen guten Eindruck“. Drei Viertel der Fläche seien immer noch nicht vermarktet.

Direkte Gespräche

Die WFL werde künftig verstärkt auf „Dialogmarketing“ setzten, will heißen: nicht nur werben, sondern das direkte Gespräch mit Investoren suchen. Personell werde man sich verstärken, um dann wieder alle Planstellen besetzt zu haben. Eine neue Kraft werde sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern, eine andere speziell um den Einzelhandel und hier speziell um Wiesdorf - zunächst, weil die Umbrüche hier am gravierendsten seien. Opladen und Schlebusch blieben aber nicht außen vor.

Wiesdorf spielt eine große Rolle in Mues' Arbeit. Soviel wird in dem Gespräch deutlich. Die Gründung eines so genannten Business Improvement District (BID), die nach Bestrebungen des Landes bald eingeführt und bezuschusst werden sollen, ist ihm wichtig. BID, das ist ein räumlich begrenzter meist innerstädtischer Bereich, in dem sich Grundeigentümer und Gewerbetreibende mit dem Ziel zusammenschließen, das unmittelbare geschäftliche und städtische Umfeld zu verbessern. 60 Prozent der Organisation eines solchen Zusammenschlusses würden dann vom Land getragen, der Rest jeweils zur Hälfte von der Stadt und den Eignern und Händlern. Strategien zur Aufwertung des Einkaufsstandorts Wiesdorf könnten so entwickelt werden, aber auch praktische Dinge wie neue Beleuchtung oder einheitliche Schaufensterfronten. Mues schätzt den Finanzbedarf für solch einen Zusammenschluss auf jährlich 200 000 Euro. Geld vom Land werde es aber auch jetzt schon geben, obgleich BID noch keine gesetzliche Grundlage habe. Das sei über einen juristischen Umweg möglich, indem die Stadt als Antragsteller für den Handel, der als eingetragener Verein fungiert, auftritt.

Die Gestaltung Wiesdorfs dürfe sich nicht nur auf die Fußgängerzone beschränken. Die Dönhoff-, die Hauptstraße, ja Bereiche bis zur Stadtkante Lichstraße müssten in die Planungen mit einbezogen werden. Und dabei müsse auf ein städtebaulich harmonisches Bild geachtet werden.

Während des Abrisses von Rat- und Stadthaus nebst Bayer-Kaufhaus und dem Bau des neuen Einkaufszentrums werde es eine städtische „Einsatztruppe“ geben, die alles überwacht. Dort werde auch eine Beschwerdestelle für Bürger eingerichtet. Die selbe Gruppe unter Leitung von Gebäudewirtschaftschef Gert Geiger werde auch die Vorstellungen für die Gestaltung der städtischen Räume in der „Rathaus-Galerie“ an ECE weitergeben.

Ein weiterer Punkt auf Mues' Agenda: die Bahnstadt Opladen (1) (2). Sie sei Thema eines Gesprächs mit den kommunalen Wohnungsgesellschaften gewesen. Schließlich gelte es, sobald der Startschuss falle, die Vermarktung des Grundes zu forcieren, „die einzige Einnahmequelle für die Stadt“.

Ein wenig pikant: Im Herbst zieht der Baudezernent mit Familie nach Leverkusen - genauer gesagt in die neue Siedlung Schlebuscher Heide auf der ehemaligen Bullenwiese, einem der heiß umstrittensten Bauprojekte der vergangenen Jahre.

Quelle: Leverkusener Anzeiger