Kölner Stadt-Anzeiger/ Leverkusener Anzeiger vom 12.12.2007 » Zurück

Leserbriefe

Er musste wissen, wo er hingehört

Zum Thema Hauptschule Neucronenberg/dritte Gesamtschule:

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Als Eltern eines ehemaligen Schülers der Hauptschule an der Neucronenberger Straße in Quettingen möchten wir uns zu Wort melden. Bei der Überlegung, welche weiterführende Schule für unseren durchschnittlich begabten, lebhaften Sohn in Frage kommt, war für uns die überschaubare Schulgröße dieser Hauptschule mit etwa 300 Schülern und etwa 30 Lehrern entscheidend. Unser Sohn brauchte kleinere Klassenverbände und weniger wechselnde Fachlehrer, um sich orientieren zu können. Er musste wissen, wo er hingehört.

Die familiäre Schule, die es ermöglicht, Schüler gut zu kennen, individuell zu betreuen, zu fördern und den Kontakt mit den Eltern zu halten, war für unseren Sohn genau richtig. Er erreichte den Sekundärabschluss I, bekam einen Ausbildungsplatz und arbeitet heute in einem Handwerksberuf. Bestimmt gibt es viele Schüler, die sich in einem überschaubaren, familiären Schulumfeld wohler fühlen und sich somit besser entwickeln können.

Franz und Edelgard Heiler, Leverkusen

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Es ist nicht zu fassen, vor etwa 30 Jahren begann das gleiche Theater um die zweite Gesamtschule. Ebenfalls konnten damals etwa die gleiche Anzahl Schüler wie heute nicht mehr in der vorhandenen Gesamtschule Rheindorf Platz finden, ebenfalls wurde Ausschau gehalten, welche Schule gewandelt werde könne. Es war dann das Schulzentrum Ophoven, das Gesamtschule Schlebusch wurde. Damit war man dem Ziel der damaligen Schulpolitik in NRW näher gekommen.

Trotz Ablösung der damaligen SPD-Landesregierung wird nun der Versuch unternommen, die von der abgelösten Landesregierung eingeschlagene Schulpolitik - mehr Gesamtschulen zulasten der Hauptschule - fortzusetzen. Geld ist zwar nicht vorhanden, dafür aber genügend Schulden, die man bedenkenlos erhöhen würde. Aber warum soll man nicht wieder eine nachweislich sehr gut funktionierende Hauptschule - damals die Tagesheimschule Rheindorf, jetzt die Neucronenberger Hauptschule - eben so, gegen ihren Willen, in eine Gesamtschule wandeln?

Cirka 30 Prozent der dritten und vierten Grundschulklassen-Eltern sollen angeblich ihren Willen bekundet haben, ihre Kinder zur Gesamtschule zu geben. Obwohl ihnen sicher nicht endgültig bekannt sein kann, wie die verantwortliche Schulempfehlung ausfallen wird. Vielleicht für die Realschule oder das Gymnasium. Dann wäre das Umfrageergebnis reine Spekulation.

Als Eltern würde ich mich darüber informieren, ob der optimale Ausbildungsweg für das Kind gewählt wurde. Eine neu gegründete Schule kann nicht sofort hervorragend eingespielt sein, wie z.B. die Neucronenberger Hauptschule, die, wie man hört, einen fast familiären Schulbetrieb mit nachweislich besten Ergebnissen zu bieten hat. Ist eine wirklich gut funktionierende Hauptschule nicht allemal besser, als in ein Risiko Gesamtschule einzusteigen? Überhaupt sind es die Hauptschulen, die der Gesamtschule die dort gestrandeten Schüler abnehmen und sich bemühen, sie in vielen Fällen doch noch zu einem Schulabschluss zu führen. Hierfür ist allen beteiligten Hauptschulen auch besonders zu danken.

Arndt von Egidy, Leverkusen