Rheinische Post / Rhein-Wupper-Zeitung vom 22.03.2009 » Zurück


Leverkusen

RP 22.04.2009
Protest gegen RWE-Gasleitung

INTERVIEW CDU-Ratsherr Bernhard Marewski über die Furcht vor einer neuen RWE-Gasleitung, deren Trasse auf Kölner Stadtgebiet unmittelbar an der Waldsiedlung entlangführen soll.

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In Leverkusen regt sich Protest gegen eine geplante neue Gasleitung, über die der Energieversorger RWE ab 2013 Erdgas aus dem kaspischen Raum nach Westeuropa leiten will. 341 Kilometer führt die Trasse, die mindestens fünf Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr bewältigen soll, durch NRW. Ein Teil der Strecke soll unmittelbar an der Grenze zur Waldsiedlung entlang verlegt werden. Die CDU will dies verhindern. Ratsherr Bernhard Marewski, ein Wortführer des Protestes, erklärt im Interview, warum er den Trassenverlauf so bedenklich findet und was er gegen ihn unternehmen will.

Herr Marewski, Sie ziehen derzeit öffentlich gegen die neue RWE-Gasleitung zu Felde, dabei gibt es entlang der Waldsiedlung doch bereits eine Leitung des Gasversorgers Eon (Ruhrgas). Was stört Sie daran, alte und neue Leitung an einem Ort zu bündeln?

Marewski Die Leitungen können Sie nicht miteinander vergleichen. Zu der vorhandenen mit ihren etwa 90 cm Durchmesser soll ja eine deutlich größere mit einem Meter Durchmesser hinzukommen. Beide verlaufen unmittelbar entlang des Nittumer Weges. Passiert an einer Leitung etwas, geht die andere gleich mit hoch - mit unglaublichen Folgen: Große Teile der Waldsiedlung wären von der ungeheuren Hitzewirkung unmittelbar betroffen. Außerdem lässt sich im Falle von Störungen oder Unglücken die Situation bei einer Trassenbündelung viel schwerer beherrschen.

Ist die neue Leitung so gefährlich?

Marewski Es geht doch gar nicht darum, wie konkret oder abstrakt so eine Gefahr ist. Den Planungen zufolge gilt ein Bereich von 300 Metern zu beiden Seiten der Trasse als Konfliktbereich - ist also potenziell gefährdet. Bewohner der Waldsiedlung haben mich zudem darauf hingewiesen, dass so eine Doppelleitung leicht ein Ziel für Anschläge sein könne. Die erzielte Wirkung der Zerstörung der Umgebung wäre ja um ein Vielfaches höher.

Wie wollen Sie die Leitung denn verhindern?

Marewski Ich will sie ja gar nicht verhindern. Auch meine Parteifreunde nicht. Wir sind schließlich nicht energiefeindlich. Es geht lediglich um den Verlauf der Trasse. Ein Kilometer weiter südlich könnte die Leitung problemlos durch den Dünnwald geführt werden. Da gibt es keine Wohnbebauung, kein Mensch würde einer Gefahr ausgesetzt.

Aber es müssten jede Menge Bäume gefällt werden ...

Marewski Das müssten sie bei der anderen Variante auch. Laut Planung auf einem Streifen von 30 Metern in freier Feldflur und 24 Metern im Wald. Aber wenn ich die Wahl habe, ob ich Bäume fälle oder Menschen gefährde, weiß ich, wofür ich mich entscheide. Außerdem ist nicht nachvollziehbar, warum die kürzere Strecke mitten durch den Dünnwald nicht gewählt wird, dafür aber die deutlich längere entlang der Waldsiedlung - es sei denn, man betrachtet einmal die Interessen der Stadt Köln.

Wie soll ich das verstehen?

Marewski An der Waldsiedlung beginnt Kölner Stadtgebiet. Die geplante Trasse verläuft direkt an der Grenze - aber auf Kölner Seite. Aus deren Sicht würde es durchaus Sinn machen, den Dünnwald nicht zu zerschneiden und die Leitung stattdessen direkt an der Leverkusener Wohnbebauung entlang zu führen.

 INFO
Daten zur RWE-Trasse

Kapazität mindestens fünf Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr
Länge rund 740 Kilometer, davon 341 in Nordrhein-Westfalen
Betriebsdruck maximal 100 bar
Schutzstreifen zehn Meter
Erdüberdeckung mindestens ein Meter
Arbeitsstreifen 30 Meter in freier Feldflur, 24 Meter im Wald
Was kann die Stadt Leverkusen jetzt noch tun?

Marewski Der Rat sollte der Empfehlung des Bau- und Planungsausschusses folgen und beschließen, dass die Stadt sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Trassenverlauf wehrt. Die CDU hat dazu 3000 Unterschriftenlisten verteilt und die Leute gebeten, ihren schriftlichen Protest direkt an Oberbürgermeister Ernst Küchler (SPD, d. Red.) zu schicken, damit der möglichst viel Rückhalt aus der Bevölkerung spürt und so hoffentlich die Initiative ergreift. Einige haben ihre Unterschriften auch bei uns eingeworfen, wohl um Porto zu sparen. Das ist in Ordnung, wir leiten das weiter.

Würden Sie notfalls auch vor Gericht ziehen?

Marewski Eindeutig ja. Aber so weit wird es meiner Meinung nach nicht kommen. RWE hat kein Interesse an großen Protesten. Die Stadt muss sich nur wehren. Dazu fordern wir, die Bürger, sie auf.

Peter Korn führte das Interview

KOMMENTAR

Die Angst an der Gasleitung

Gasleitungen sind sicher. Es passiert eher ein Flugzeugabsturz als dass eine Pipeline hochgeht. Trotzdem bleibt die Angst der Anwohner vor der Gasleitung berechtigt. Die Projektverantwortlichen tun gut daran, den Verlauf der Trasse zu ändern. Ob die Leitung nun direkt an der Waldsiedlung gebaut wird oder mitten durch den Dünnwald: Die Zahl der Bäume, die gefällt werden müssen, ist unwesentlich. (US)


Quelle: Rheinische Post / Rhein-Wupper-Zeitung


siehe auch:

• 23./24.03.2009 RWE will russische Gasleitung durch Waldsiedlung legen
Gasleitung sorgt für Unruhe
• 18.03.2009 RWE Erdgastransportleitung - MET - Mitteleuropäische Transversale
Stellungnahme zu BP 99/16.TA, Rat der Stadt Leverkusen
Bernhard Marewski, Ratsherr


• MET Gastransportleitung NRW pdf

• MET Gastransportleitung Leverkusen / Dünnwald pdf

• Erdgastransportleitung Regierungsbezirk Köln.
   Blattausschnitt Leverkusen / Dünnwald [1MB]