Kölner Stadt-Anzeiger/ Leverkusener Anzeiger vom 25.01.2008 » Zurück

Leverkusen

"Denkfabrik" in Oulu musste schrumpfen

Von Thomas Käding

In Leverkusens Partnerstadt ist die Telefonfirma der größte Arbeitgeber. Doch auch dort hat er schon Stellen gestrichen.

Die Gebäude sind das Herz des wirtschaftlichen Prunkstücks von Oulu: In Technopolis steht Nokias "Denkfabrik". Rund 4500 Menschen forschen an Neuheiten für den Mobilfunkmarkt. Damit ist der Handyhersteller Nummer 1 auch Arbeitgeber Nummer 1 in Leverkusens Partnerstadt. Die Konzernzentrale liegt zwar in Espoo, einem großen Vorort von Helsinki. Aber wenn Nokia experimentiert, geschieht das in Oulu.

Zuletzt führten die Finnen dort ein Programm vor, das im Sehnsuchtsland China nützlich werden könnte: Man hält die Handy-Kamera auf ein chinesisches Schriftzeichen und auf dem Telefon-Bildschirm erscheint die englische Übersetzung. Ob so etwas in Serie geht, ist unklar. Des öfteren wurden in Oulu Versuchsballons gestartet: Handy-Fernsehen etwa, oder eine Mischung aus dem Funktelefonnetz GSM und dem Büronetz W-Lan. Letzteres funktioniert in Oulu gut, weil W-Lan mit städtischer Unterstützung fast flächendeckend vorhanden ist.

Trotzdem ist Leverkusens Partnerstadt kein Ort, in dem die Arbeit mit Hochtechnologie ein sorgenfreies Leben garantiert. Vor genau drei Jahren gingen Angestellte auf die Straße, weil Nokia auch in seiner Denkfabrik den Rotstift angesetzt hatte. 250 Beschäftigte verloren ihren Job in der Forschung. Ein wichtiger Produktionsstandort war Oulu für Nokia nie. Es gab ein Kabelwerk, und Oulu-Kenner Bernhard Marewski erinnerte sich gestern an eine kleine Elektronik-Fabrikation. Die gab es zu einer Zeit, als die Technopolis neben der Universität noch im Experimentierstadium war: Die Gebäude, in denen Technologiefirmen angesiedelt wurden, waren Bungalows, die man zur Not in Wohnhäuser hätte umbauen können.

Das war nicht nötig: Heute dominieren Gebäude aus Stahl und Glas in Technopolis, 200 Firmen haben sich angesiedelt, das Gebilde gilt als "Silicon Valley" des Nordens. Viele Firmen sind Zulieferer von Nokia; im Heimatland hat der Handyhersteller viele Bereiche ausgelagert - und spart auf diese Weise Kosten.