Rheinische Post / Rhein-Wupper-Zeitung vom 27.01.2007 » Zurück


Leverkusen
Drei Millionen für HCB-Müll
Von Ulrich Schütz

(RP) Die Diskussion um das Verbrennen der giftigen Produktionsreste „Hexachlorbenzol“ (HCB) der australischen Firma „Orica“ ängstigt weiter viele Bürger.
BIS-Chemieparkleiter Dr. Ernst Grigat setzt auf Transparenz.

Die geplante Verbrennung von 4500 Tonnen Hexachlorbenzol (HCB) der australischen Firma Orica beschert der Bayer-Lanxess-Firma „BIS“ einen Umsatz von rund drei Millionen Euro. Dies bestätigte gestern ein Sprecher von Bayer Industry Services (BIS) gegenüber unserer Zeitung.


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Fragen an Bush

Warum kann Australien nicht, was BIS in Bürrig beherrscht? Das ist eine Kernfrage bei der Hexachlorbenzol-Diskussion. Nur in Europa soll es sichere Verbrennungsanlagen geben. Ratsherr und Erdkundelehrer Bernhard Marewski kritisierte dazu selbst US-Präsident Bush, dessen Land näher an Australien liegt, was den Transportweg verkürzen könnte: Die USA „beglückten“ viele Länder, aber sie seien angeblich nicht in der Lage, Problemmüll zu entsorgen?
Insgesamt sollen in Deutschland 22000 Tonnen in vier Verbrennungsanlagen in Brunsbüttel, Herten, Leverkusen und Dormagen vernichtet werden, was wahrscheinlich einem Umsatz von mindestens 15 Millionen Euro entspricht. Dazu kommen die Transportkosten. Insider beziffern die Gesamtkosten für die Entsorgung mit mindestens 30 Millionen Euro. Diese Zahl wurde offiziell nicht bestätigt. Dass die Verbrennung des giftigen Mülls die Bürger teils sehr ängstigt, zeigt ein Brief der Leverkusenerin Christine Paschetag. Sie schrieb an Bundesumweltminister Sigmar Gabriel: „Mit Schrecken und großer Sorge verfolgen wir seit ein paar Tagen die Berichte über die Verschiffung von 22 000 Tonnen HCB-Abfall nach Deutschland“ (HCB: Hexachlorbenzol). Paschetag hält es für „nicht vertretbar, solch’ gefährliche Güter um die halbe Erdkugel ... zu transportieren und dadurch Menschen, Tiere, unser Land und unsere Meere und damit unser Leben, unsere Gesundheit zu gefährden.“ Es sei auch nicht vertretbar, dieses HCB in Deutschland zu verbrennen, wenn diese Maßnahme in Australien am Widerstand der dortigen Bevölkerung schon gescheitert sei. Paschetag bittet Minister Gabriel, das HCB-Geschäft zu verbieten.


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Diese Ängste konsequent weitergedacht, würde das Aus für den Chemie-Standort Leverkusen bedeuten. Seit Jahrzehnten arbeitet Bayer mit gefährlichen Stoffen und Chemikalien – im Werk und in der Verbrennungsanlage Bürrig. „Das Verbrennen von Stoffen wie HCB gehört zum Tagesgeschäft“, betont Chemiepark-Leiter Dr. Ernst Grigat. Die gut ausgebildeten Mitarbeiter und die Spitzentechnik seien Garant für eine sichere Vernichtung des Stoffes. Wer sich alles ansehen wolle, könne die Verbrennungsanlage gerne besichtigen, lud Grigat bei seinem Auftritt im Umweltausschuss des Stadtrates ein. Die Umweltpolitiker wollen dies bald tun. Das Verbrennen des australischen Mülls können sie aber kaum verhindern: Die Stadt hat keine Entscheidungsbefugnis.

Die meisten Mitglieder des Umweltausschusses, selbst Grüne, haben auch keine Bedenken. Alle Politiker vertrauen dem Sicherheitsstandard der Bürriger Verbrennungsanlage. Bedenken äußerten aber einige Volksvertreter zum Transportweg, der weite Strecken über das Meer und die Schiene führen wird.

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Quelle: Rheinische Post / Rhein-Wupper-Zeitung