Rheinische Post / Rhein-Wupper-Zeitung vom 30.11.2007 » Zurück


Leverkusen

Eiertanz um dritte Gesamtschule

Von Tobias Krell


Bernhard Marewski (CDU)
Bernhard Marewski war merklich zufrieden. „Da hat sie endlich die Katze aus dem Sack gelassen“, meinte der CDU-Mann. Seine Aussage bezog sich auf die Bemerkungen von Leverkusens SPD-Chefin Eva Lux zum möglichen Standort einer dritten Gesamtschule.

Das Gros der Zuhörer bei der Podiumsdiskussion des Dumont-Verlages zu diesem Thema war sich völlig sicher, sie habe sich indirekt für die derzeitige Hauptschule an der Neucronenberger Straße ausgesprochen. "Das ist ein offenes Geheimnis", verriet zudem ein Ratsmitglied der Sozialdemokraten dieser Zeitung. Dennoch ruderte die SPD gestern zurück.

"Ich habe Eva Lux überhaupt nicht so verstanden. Und wir haben uns als Partei auch nicht für die eine oder gegen die andere bestehende Schule ausgesprochen", betonte die Fraktionsgeschäftsführerin Nina Lepsius. Gefällt sei bloß die Entscheidung für eine dritte Gesamtschule im Stadtbezirk II. Nun werde auf den Standort-Vorschlag der Verwaltung gewartet. Gar als "ausgesprochenen Quatsch" bezeichnete sie die von Marewski prophezeite Bedrohung für das Landrat-Lucas-Gymnasium. Der prognostizierte, eine neue Gesamtschule (am Standort Neucronenberger Straße) sei irgendwann zu beengt und müsse dann in eine andere Schule umziehen – da müsse sich das LLG sorgen.

Lepsius hat sich die Schülerzahlen für das aktuelle Schuljahr besorgt. "Alle Leverkusener Gymnasien liegen weit über den vom Schulgesetz geforderten Zahlen. Das trifft auch auf die Realschulen zu. Wenn in absehbarer Zeit eine Schule ausläuft, dann dürfte das sicher eine Hauptschule sein", meinte die Fraktionsgeschäftsführerin.

Denn in den Eingangsklassen lägen alle vier Hauptschulen knapp über oder sogar unter der Grenze der als Minimum geforderten zwei Klassen pro Jahrgang. An der Neucronenberger Straße gebe es in der Stufe 6 beispielsweise nur eine Klasse. "Aber wir werden jetzt nicht das Urteil über eine Schule fällen", beteuert sie dann wieder. Nicht einmal das Auslaufen sei beschlossen. Auch eine Fusion von zwei Hauptschulen könne sie sich gut vorstellen.

"Sie sagen, ihre Pläne richten sich nicht gegen Gymnasien oder Realschulen. Gegen wen richten sie sich dann, Frau Lux, gegen wen", fragte der kommissarische Schulleiter der Hauptschule Neucronenberger Straße merklich aufgebracht. Er und seine Kollegen, die sich über alle Maßen für die Schüler einsetzten, würden sich ohnehin schon im Stich gelassen fühlen. Nun fürchten sie um die Zukunft der Schule – allen Beteuerungen zum Trotz.

Quelle: Rheinische Post / Rhein-Wupper-Zeitung