Kölner Stadt-Anzeiger/ Leverkusener Anzeiger vom 15.02.2005 |
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WFL braucht eine neue Philosophie
Nach Reitz' Abgang fordert die CDU ein neues
Konzept für die Wirtschaftsförderung Leverkusen.
Von Thomas Käding
In der größten Ratsfraktion hat man sich Zeit gelassen mit der Meinungsbildung zur neuen Notlage der Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Dafür legte Bernhard Marewski, seit langem Mitglied im Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderung Leverkusen (WFL), gestern ein umfangreiches Dossier vor, in dem er eine teils ernüchternde Bilanz der Arbeit zieht, die seit gut sieben Jahren an der Dönhoffstraße geleistet wird. Für den Christdemokraten ist klar, dass die WFL nichts weniger als "eine neue Philosophie" braucht. Doch damit meint Marewski etwas ganz anderes als Stadtkämmerer Rainer Häusler, der nach dem plötzlichen Abgang von WFL-Geschäftsführer Oliver Reitz kommissarisch die Geschäfte führt: Häusler hatte im "Leverkusener Anzeiger" propagiert, "kleine Brötchen zu backen" und von hochfliegenden Plänen - etwa
einem Manforter Innovationspark als purem Hochtechnologie-Standort - zu verabschieden. Stattdessen müsse jede Ansiedlung begrüßt und möglich gemacht werden. Der politischen Zustimmung dazu bei Grünen, SPD und FDP hält Marewski entgegen: "Das Problem liegt nicht in der Zielausrichtung der WFL, sondern im Hineinregieren."
Damit meint Marewski auch die stete Beschneidung der finanziellen Möglichkeiten der WFL. Die städtische Morgengabe - Gewerbegrundstücke, die von der WFL verkauft werden und einen Teil der laufenden Kosten decken sollen - habe sich als problematisch erwiesen: Das Land sei kaum zu vermarkten. Die Folge sei eine "völlige Abhängigkeit von den Gesellschaftern": der Stadt (78,99 Prozent), der Sparkasse (20 Prozent) und Bayer, das einen 1,01 Prozent-Anteil hält. Dazu komme, dass sich zu viele Leute an der Dönhoffstraße mit Dingen beschäftigten, die nichts einbrächte: Gründungsberatung, Werbung für Leverkusen als Kongress-Standort, Stadtjubiläum, Stadtmarketing. "Wer Firmen ansiedeln will, muss Klinken putzen", sagt Marewski. Deshalb sei es falsch, wenn sich die WFL aus Kostengründen Messeauftritte spare. Und es sei falsch, eine Außendarstellung abzuliefern, wie sie jüngst in einem Stadtmarketing-Fachblatt zu lesen war: Statt Ideen und Konzepte vorzustellen, beschrieben die Wirtschaftsförderer ihr Haus als eines, in dem nach dem Wechseln des Oberbürgermeisters "die Uhren auf Null gestellt" worden seien. Marewski hält das für "profillos, konzeptionslos, unfähig."
Nur zweiter Sieger
Angesichts der Finanz- und Führungskrise müsse über weitere WFL-Gesellschafter nachgedacht werden. Marewski nannte das Beispiel der Wirtschaftsförderung in Mönchengladbach, die von 37 Unternehmen und Körperschaften getragen werde. Dort gebe es auch ein umfassendes Branchenbuch als Information für Firmen, die sich dort ansiedeln wollen. In Leverkusen müssten derartige Stammdaten von Fall zu Fall erhoben werden. Zu kurz komme ihm auch die internationale Zusammenarbeit. Bei der Kooperation mit dem chinesischen Wuxi sei Leverkusen wieder nur zweiter Sieger: In Neuss wurde längst eine deutsch-chinesische Gesellschaft gegründet.
Quelle: www.ksta.de
Dem Artikel liegt das Pressegespräch der CDU-Fraktion am 14.02.2005
- "Wirtschaftsförderung Leverkusen GmbH (WFL) wohin?" zugrunde.
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