Kölner Stadt-Anzeiger/ Leverkusener Anzeiger vom 30.01.2003 » Zurück


Roesgens Pläne wurden vom Tisch gewischt

Von Ingeborg Schwenke-Runkel

Der Betriebsausschuss KulturStadtLev erteilte den Bibliotheks-Vorschlägen der Verwaltung für Schlebusch und Opladen eine Absage.

Von dem Konzept, das die Kulturverwaltung zur Umwandlung der Stadtteilbibliotheken in Schlebusch und Opladen vorgelegt hatte, ist nicht mehr viel übergeblieben. Den Vorschlag, die Stadtteilbüchereien in „virtuelle Bibliotheken“ umzuwandeln, lehnten alle Fraktionen in der Sitzung des Betriebsausschusses KulturStadtLev, des Kulturausschusses also, ab. Damit folgten auch die Christdemokraten „ihrer“ Kulturdezernentin nicht. Helga Roesgen ist Parteifreundin.

Für Bernhard Marewski (CDU) war der Begriff „virtuelle Bücherei“ nicht nur „wenig glücklich gewählt“, er stellte fest: „Dafür ist die Zeit überhaupt noch nicht reif.“ Grundsätzliche Einwände hatten die Sozialdemokraten. Online-Kultur und Lese-Kultur schlössen sich aus, sagte Hans Klose. Stattdessen forderte er: „Wir müssen die Kultur vor Ort aufrechterhalten.“ In ähnliche Worte fasste Brigitte von Bonin (Bündnis 90 / Die Grünen) ihre Bedenken. Die sinnliche Erfahrung mit Büchern, die erst zum richtigen Lesen animiere, müsse gefördert werden. Stichwort: Pisa. Auch sie focht für das flächendeckende kulturelle Angebot: „Ich bin gerne bereit, den Gastspiel-Etat noch mehr runterzufahren, wenn die Basis-Versorgung erhalten bleibt.“

Keine der Kulturpolitikerinnen und keiner der Kulturpolitiker wehrte sich gegen das Sparen. Alle waren bereit, den Mietvertrag für die Räume der Schlebuscher Stadtteilbibliothek vom kommenden Jahr an aufzukündigen. 48 000 Euro werden auf diese Weise pro Jahr eingespart. Aber, und auch darin lagen die Fraktionen in ihren Meinungen dicht beieinander, es müssten alternative Standorte gesucht werden. Denn viel zu klein sei der Raum in der ersten Etage des Alten Bürgermeisteramts. Ihn hatte die Verwaltung vorgeschlagen. 100 Quadratmeter sollten es schon sein, wie in Steinbüchel. Dort war unter ähnlichen Umständen - der Mietvertrag wurde nicht verlängert -, die Zweigstelle von der Carl von der Ossietzky-Straße in einen Raum der Comenius-Schule verlegt worden.

Dass sich die engagierte Diskussion über mehr als eine Stunde erstreckte, lag auch daran, dass jede Fraktion Alternativen für mögliche Standorte ausfindig gemacht hatte und vorstellte. Walter Mende (SPD) prägte den Satz: „Alles ist möglich, hier liegt kreatives Potenzial, das darauf wartet, genutzt zu werden.“ Im Übrigen, schloss Mende, müsse der Rat seinen Beschluss aus den vergangenen Jahren ändern. Denn der sieht ausdrücklich vor, neben der Hauptstelle in Wiesdorf, die Zweigstellen in Opladen und Schlebusch zu erhalten. Doch in der neuen Vorlage entdeckte Mende „verkappte Schließungen“ just dieser Zweigstellen.

Die Fraktionen gaben der Verwaltung auf den Weg, die vorgeschlagenen Lösungen in der Thomas-Morus-Grundschule, der Grundschule an der Morsbroicher Straße und andere Möglichkeiten zu prüfen.

Nicht ganz so eindeutig waren die Meinungen zum Opladener Standort: Während die Sozialdemokraten die Bücherei am alten Standort an der Düsseldorfer Straße erhalten wollen, stimmen die Christdemokraten dem Umzug ins Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes am Goetheplatz zu, vorausgesetzt, für das bislang städtisch genutzte Gebäude ist ein Investor gefunden.

Quelle: www.ksta.de