Kölner Stadt-Anzeiger/ Leverkusener Anzeiger vom 19.03.2003 » Zurück


Ganztagsgrundschule macht Kopfzerbrechen

Von Jan Sting

Die „offene Ganztagsschule“ ist bei Leverkusens Bildungsträgern umstritten. Eine Lenkungsgruppe sucht nach Lösungen.

Derzeit steht Leverkusen mit seinem Betreuungsangebot an den 27 der insgesamt 28 Grundschulen nach Ansicht von Klaus Hupperth, dem Vorsitzenden des Schulausschusses, gut da. Doch bis zum Jahr 2007 sollen landesweit 2500 Grundschulen als Ganztagsschulen aufgebaut werden, die die Betreuung gewährleisten.

Am Ende der Umstrukturierung, prognostizierte Hupperth in der jüngsten Ausschusssitzung, werde es „mit Glück drei offene Ganztagsschulen in der Stadt geben.“ Und das sei vergleichsweise unbefriedigend. Hupperth: „Die Betreuungsangebote an peripheren Schulen müssten womöglich komplett über die Eltern finanziert werden.“ Und: Wie es zu einer schulischen Verbesserung führen solle, folgerte Christdemokrat Bernhard Marewski, sei ihm ein Rätsel.

Sorgen machen sich nicht nur Eltern, auch die Mitarbeiter von Horten, die Kirchen und nicht zuletzt die Schulen sehen das Aktionsprogramm mit Skepsis. In einem gemeinsamen Antrag forderten die Fraktionen der SPD, der Grünen sowie die UWG und Pro Opladen die Einrichtung eines Unterausschusses, in dem sich Vertreter des Kinder- und Jugendhilfeausschuss sowie des Schulausschusses mit den „schwierigen Planungsprozessen“ befassen.

Einen solchen Ausschuss, schränkte Schuldezernentin Helga Roesgen ein, werde es aus rechtlichen Gründen nicht geben. Wohl aber habe ihr Dezernat eine Lenkungsgruppe eingerichtet, in der die Vertreter der Fraktionen einbezogen werden sollen. Mehrheitlich stimmte der Schulausschuss für ein Modell, in dem für die großen Fraktionen jeweils zwei Vertreter, seitens der kleinen Fraktionen ein Vertreter in das Gremium aufgenommen werden sollen. Die Vertreter der Kirchen, die Hortplätze anbieten, sollen später hinzustoßen. Wie Roesgen erklärte, sollen die freien Träger der Betreuungsangebote auch in Zukunft zu den Kooperationspartnern gehören. Doch müssten die Projekte neu strukturiert werden, um die Förderkriterien für die Landeszuschüsse aus dem Topf der offenen Ganztagsschule zu erhalten. Bis 2006, so Hupperth, bestehe für die Horte Planungssicherheit, bis 2007 sollen die Programme mit dem Aufbau der Ganztagsschule parallel laufen.

Abgelehnt wurde ein Antrag der FDP, wonach Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien zum Sprachunterricht am Nachmittag verpflichtet werden sollen. Wie Hiltrud Meier-Engelen ausführte, sei das Sprachdefizit ausländischer Schüler oft so gravierend, dass die Integration stark erschwert werde. „Die Leistungen könnten bei einem geförderten Spracherwerb insgesamt besser sein“, so Meier-Engelen. Kinder und Jugendliche, die zum Beispiel eine Begabung in Mathematik hätten, könnten diese aufgrund der Sprachbarrieren oft nicht zeigen. Wie Helga Roesgen erklärte, könne die Stadt das Problem nicht lösen. Zuschüsse für Deutsch-Grundkurse gebe es vom Land. Allenfalls der Ausschuss für Soziales könne sich eventuell für ein Förderangebot einsetzen. Klaus Hupperth plädierte dafür, mit dem Ausschuss nach einer möglichen hausinternen Lösung zu suchen.

Ebenfalls abgelehnt wurde die von der FDP beantragte Einführung eines Schülertickets. Grund: Angesichts des Haushaltssicherungskonzeptes müssten die Kosten an anderer Stelle eingespart werden. Das macht nach mehrheitlicher Auffassung der Ausschussmitglieder keinen Sinn. Klaus Hupperth betonte, dass es für die Marienschule in Opladen, welche ein Schülerticket einführen will, „kein Hintertürchen“ geben dürfe, wonach die Stadt die Kosten mittrage.

Quelle: www.ksta.de