Kölner Stadt-Anzeiger/ Leverkusener Anzeiger vom 14.05.2003 » Zurück


Nach der Schule ohne Zukunft

Von Jan Sting

Keine Lehrstellen, kein Platz im Berufskolleg: Der Schulausschuss ruft nach Schulcontainern. Günter Leyer, UWG-Mitglied des Schulausschusses, hatte ein aufrüttelndes Bild für die Situation zahlreicher Schulabgänger in Leverkusen: „Wir können mit zunehmend faschistoidem Gequatsche rechnen. Das kommt allein aus dem Frust der Schüler.“ Zu viele junge Menschen, die demnächst die weiter führende Schule abschließen und noch keine Lehrstelle gefunden haben, werden voraussichtlich nach den Sommerferien auf der Straße sitzen - auch wenn sie auf eine Verlängerung ihrer Schullaufbahn setzen. In den Berufskollegs in Manfort und Opladen könnten sie sich weiter qualifizieren, die Warteschlaufe überbrücken. Doch dort ist schlichtweg kein Platz. Mit schätzungsweise 350 Absagen ist daher zu rechnen.

Das geht aus entsprechenden Mitteilungen der Stadtverwaltung über das Problem der Schulorganisation hervor, weswegen die SPD jetzt einen Runden Tisch beantragte, um die Situation an Kollegschulen zu beleuchten. Eine Ausbildungskonferenz, wie sie Ende der 90er Jahre in der Stadt veranstaltet wurde, biete die Chance, um Lehrstellen zu werben.

Christdemokrat Bernhard Marewski hielt es indes für „völlig illusorisch“, mit diesem Vorstoß bis zu den Sommerferien noch irgend etwas an der Situation retten zu können. Einen „Showantrag“ habe die SPD vorgelegt, suche nach Ursachen, während die Probleme doch auf der Hand lägen. Dann folgte Polemik über die rot-grüne Bundes- und Landespolitik, die die gesamte Bildungs- und Beschäftigungsmisere selbst zu verantworten habe.

Günter Leyer rückte das Blickfeld wieder auf die Schüler. Noch nie hätten seine Hauptschüler der zehnten Klassen ein solches Engagement zutage gelegt wie derzeit. Ein hohes Maß an Flexibilität komme dazu, allein es helfe nichts. Auch Schuldezernentin Helga Roesgen (CDU) hält die Situation für „absolut dramatisch“. Im Schulausschuss plädierte sie für eine pragmatische Lösung. Einem kurzerhand verfassten Antrag der CDU zufolge sollen sich nun Finanzausschuss und Rat mit dem Problem befassen, um eventuell Mittel für eine Containerlösung freizumachen. Vier provisorische Klassenräume könnten angesichts des enormen Andrangs die Situation möglicherweise etwas mildern. Der Antrag der SPD wurde von der CDU mehrheitlich abgelehnt.

Schülerticket
Das Projekt „Schülerticket“ kommt wieder ins Rollen: Einstimmig plädierte der Schulausschuss für eine stadtweite Befragung der Schüler, um die Rahmenbedingungen für die mögliche Einführung des Tickets bemessen zu können. Erfahrungsberichten anderer Kommunen zufolge funktionieren Finanzierungsmodelle, die für die städtischen Haushalte als kostenneutral gelten.

Quelle: www.ksta.de