Kölner Stadt-Anzeiger/ Leverkusener Anzeiger vom 01.12.2003 » Zurück


Abgerechnet wird hinterher

Von Marie-Anne Schlolaut

In der Politik gibt es keine Kuschelecken. Streicheleinheiten schon gar nicht, Hiebe dagegen mit Vorliebe. Auch bei der Partei, die sich das Christliche in den Parteinamen geschrieben hat. Den Beweis trat am Freitag die CDU auf ihrem Parteitag im Forum an, als Ursula Monheim und Guido Fischer zur Kampfkandidatur um den Parteivorsitz antraten. Guido Fischer unterlag, und mit ihm auch sein Ziehvater Helmut Nowak, der bisherige Parteivorsitzende, der mit Fischer als Kandidat Ursula Monheim an der Parteispitze verhindern wollte.

Nicht gut beraten war Fischer, als er in seiner Bewerbungsrede um den Vorsitz vor den 160 Delegierten die 20 Jahre Altersunterschied zu Ursula Monheim an exponierte Stelle stellte und seine Ansprache damit begann und sie auch damit enden ließ. Der 44-jährige Fischer muss verdrängt haben, dass die Mehrheit der Delegierten, die ihm zuhörte und ihm die Stimme geben sollte, altersmäßig eher zur Monheim-Generation zählte denn zu seiner Generation.

Auf Fischer, Nowaks Favorit, fiel zudem noch der Schatten, den zuvor die Kritiker auf Nowaks Parteiführung in den vergangenen sechs Jahren geworfen hatten. Allen voran Hans-Joachim Dütsch und Bernhard Marewski. Sie lasteten Nowak an, die Partei ihrer einstigen Schlagkraft beraubt zu haben - sowohl in Leverkusen wie auch über die Stadtgrenzen hinaus.

Ursula Monheim machte dagegen sich das zunutze, was Fischer ihr vorhielt: das Alter und die in diesen Jahren erworbene Taktik politischen Handelns. Sie wollte den Parteivorsitz und sie hat ihn sich geholt. Wer wie sie seit 1991 stellvertretende Parteivorsitzende ist, der hat eine Hausmacht auf seiner Seite, die 20 Jahre Altersunterschied nicht wettmachen können. Und im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen wie Europa-Wahl, Kommunalwahl und Landtagswahl in den nächsten Jahren, setzten die CDU-Delegierten auf Nummer sicher. Abgerechnet wird sowieso erst hinterher.

Quelle: www.ksta.de