Rheinische Post / Rhein-Wupper-Zeitung vom 05.12.2007 » Zurück


Leverkusen
Schulessen oder Stadionstraße?

Von Monika Klein

Leverkusen (RP) Schüler schmieren in der Pause Brötchen für das Frühstück, Lehrer erhitzen in der Freizeit Würstchen in der Mikrowelle und versorgen die Schüler mit Kartoffelsalat. So erlebte Bernhard Marewski (CDU) bei einem Besuch der Hauptschule Neucronenberger Straße die Mittagsversorgung, die dort in Eigenregie gelöst wird.

Im Flur habe er Schüler gefragt, warum sie mit ihren Tellern auf den kalten Treppenstufen sitzen, statt im geheizten Raum am Tisch. Nach einem Blick durch die Tür konnte er sich die Antwort selbst geben: "Da passte niemand mehr rein."


Bernhard Marewski (CDU)
Er habe Hochachtung vor den Kollegen, die dafür sorgen, dass Schüler, die über Mittag bleiben, Warmes zu essen bekommen, betonte Marewski. Das sei ein unmöglicher Zustand und ein Armutszeugnis in Leverkusen. Er weiß, dass die Versorgung in Gymnasien läuft, weil sich dort Eltern engagieren. Aber selbst im Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, wo er selbst unterrichtet, stoße man an Grenzen.

Bisher seien nur drei Schuljahre, die Klassen fünf bis sieben, an drei Tagen bis zur neunten Stunde über Mittag in der Schule. Das sind die Schüler, die nach zwölf Jahren Abitur machen werden und deswegen mehr Wochenstunden haben. Aber jedes Jahr wachsen neue Stufen nach, "dann reicht der Platz nicht mehr", appellierte Marewski an den Schulausschuss, dass beim Ganztagsbetrieb für Sekundarstufe I dringender Handlungsbedarf bestehe.

"Wir sind nicht schlechter aufgestellt als Köln", versuchte Dezernent Marc Adomat zu beruhigen. Jetzt bestehe die Möglichkeit, dass die Hauptschule in das Programm "13 plus" aufgenommen werde, das bedeutet einen Zuschuss für die Mittagsmahlzeit. Der Antrag sei nicht gestellt worden. In 21 Grundschulen sei man sehr aktiv in der Mittagsversorgung. Sicher sollten Hauptschulen und Gymnasien gestärkt werden, meint er und setzt gleich hinzu "ob es dafür noch Mittel gibt?" Bei einer finanzschwachen Kommune drehe sich alles um das liebe Geld.

"Wir müssen doch in Leverkusen wissen, was alles ansteht", warb Marewski dafür, den Bedarf festzustellen und auf die Wunschliste zu setzen. Denn "sonst werden wir von anderen Prioritäten überrollt. Sind Stadionstraße oder Deichbau in Hitdorf wichtiger?" Außerdem müssten diese Ausgaben bei der Gesamtschulplanung berücksichtigt werden.


Quelle: Rheinische Post / Rhein-Wupper-Zeitung

siehe auch: RP, 05.12.2007: Streitthema dritte Gesamtschule