Kölner Stadt-Anzeiger/ Leverkusener Anzeiger vom 22.09.2004 |
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Kenner sehen große Chance verpasst
Von Thomas Käding
Die finnische Partnerstadt Oulu ist Stammsitz des Elektronikherstellers Nokia. Und die Führung der Stadt versucht mit allen Mitteln, Finnlands zweitgrößten Wirtschaftsraum als Standort zukunftsträchtiger Industrien auszubauen. Die wirtschaftliche Interessenlage dominiere auch die Kontakte zu den Partnerstädten, berichten Kenner Oulus. Deshalb war auch ein Kongress unter der Überschrift „Bio meets Nano & IT“ hoch aufgehängt: Oulus Stadtspitze beteiligte sich an der dreitägigen Veranstaltung, die dem Austausch und der gegenseitigen Befruchtung auf dem Gebiet der Biotechnologie und in verwandten Bereichen dienen sollte. Aus der anderen deutschen Partnerstadt war ebenfalls eine hochkarätige Delegation angereist: Ingrid Häußler, Oberbürgermeisterin von Halle an der Saale, warb in Finnland für eine engere Hightech-Zusammenarbeit, Vertreter der dortigen Wirtschaftsförderung stellten ihr Vorzeigeprojekt, den Wissenschafts- und Innovationspark (WIP) vor.
Angesichts dieser geballten Präsenz verspürten die Leverkusener Kongress-Teilnehmer in Oulu „eine gewisse Scham und Ratlosigkeit“, schreiben sie. Obwohl Stephan Kirchmeyer, Harald Pielartzik und Werner Hoheisel keineswegs unwichtige Leute sind: Ersterer leitet neuerdings die Leverkusener Filiale von Bayers vielversprechender Tochterfirma H.C. Starck, Pielartzik ist Chef der Arbeitsgruppe Nanotechnologie bei Bayer Material Science und Hoheisel ist bei Bayer Technology Services mit medizintechnischen Anwendungen befasst. Doch ihrer Ansicht nach hat Leverkusen in Oulu nicht nur eine schlechte Figur gemacht, sondern auch eine Chance vertan: „Leverkusen wünscht sich sehnlichst, auf dem Gelände der ehemaligen Firma Wuppermann im so genannten »Bioplex« erfolgreich Firmen aus dem Umfeld Biotechnologie anzusiedeln. Bisher erscheint dieser Versuch sehr mühsam.“ Oulu und Halle seien auf dem Gebiet sehr viel weiter; im Vergleich dazu seien die hiesigen Bemühungen „eher provinziell“. Vertreter von Stadt und Wirtschaftsförderung hätten „sicherlich eine Reihe guter und nützlicher Anregungen mit nach Hause nehmen können“. Stattdessen werde aber der gleichzeitige Besuch des Musikschulorchesters in Oulu von der Stadt herausgestellt: Kirchmeyer hofft, dass dies nicht „wichtiger als Arbeitsplätze“ ist. Oliver Reitz, Chef der Wirtschaftsförderung Leverkusen, verteidigte auf Anfrage das Nicht-Engagement in Oulu. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage seines Hauses „muss ich genau zusehen, wie ich die Ressourcen einsetze“.
Quelle: www.ksta.de
Siehe hierzu auch:
KStA/ Leverkusener Anzeiger, 23.09.2004 - Unterschiedliche Meinungen
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