Kölner Stadt-Anzeiger/ Leverkusener Anzeiger vom 23.09.2004 » Zurück


Unterschiedliche Meinungen

Von Thomas Käding

Sehr enttäuscht waren die drei Abgesandten des Bayer-Konzerns vom Auftritt Leverkusens auf dem Fachkongress „Bio meets Nano and IT“ Anfang des Monats in der finnischen Partnerstadt Oulu. Im Gegensatz zu den Gastgebern, vor allem aber auch zur „Konkurrenz“ aus Halle an der Saale hatten Stephan Kirchmeyer, Harald Pielartzik und Werner Hoheisel keine offizielle Unterstützung durch die Stadt Leverkusen. Die Delegation fand das beschämend.

Gestern gab es Reaktionen: Bernhard Marewski, CDU-Politiker, Vize-Chef des Aufsichtsrats bei der Wirtschaftsförderung Leverkusen (WFL) und als Vorsitzender der deutsch-finnischen Gesellschaft in der Stadt ein Kenner der Verhältnisse in Oulu, hob hervor, dass der Kongress immerhin von der WFL mit organisiert worden sei. Dieter Roeloffs, an der Dönhoffstraße verantwortlich für Außenwirtschaft und Technologie, habe „nicht nur dafür gesorgt, dass fachkompetente Referenten zum Kongress reisen, sondern auch alles Notwendige zu dieser Reise veranlasst“. Nach seinen Informationen, so Marewski, wurde die Bayer-Delegation in Oulu als „hochkarätig“ angesehen - unabhängig davon, ob weitere offizielle Vertreter der Stadt sie begleitet hätten. Der CDU-Politiker teilt diese Auffassung und wertet die Teilnahme von Kirchmeyer, Pielartzik und Hoheisel als „ausgesprochenen Glücksfall für Leverkusen“. Dennoch lässt der Vize im WFL-Aufsichtsrat anklingen, dass ein größeres Engagement auf dem Kongress Anfang September wünschenswert gewesen wäre, zumal die Beteiligung Leverkusens an der Ouluer Großmesse Mitte Juli erfolgreich gewesen sei. Damals stellte die Stadt die Landesgartenschau 2005 vor; auch OB Paul Hebbel nahm an der Messe teil. Jedoch: „In Leverkusen wird - aufgrund der Haushaltslage - gespart, was das Zeug hält. Ob dies für die Zukunft der Stadt immer richtig ist, bezweifle ich.“

Auch WFL-Geschäftsführer Oliver Reitz wies gestern auf die organisatorische Vorarbeit seines Hauses hin. Die massive Präsenz der anderen deutschen Partnerstadt Oulus erklärte er damit, dass Halle von EU-Fördergeldern für Hochtechnologie und Außenwirtschaft profitiere, „von denen Leverkusen nicht einmal träumen kann“. Freilich bezweifle er, dass der Auftritt von Halles Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler in Oulu ein so großes Plus war. Schließlich sei der in Leverkusen so umstrittene Kongress eine Fachmesse gewesen. Zudem habe die Stadt gemeinsam mit den Nachbarkommunen den Aufgabenbereich Außenwirtschaft auf die Standortmarketing Köln / Bonn GmbH übertragen - „nicht zuletzt um mit vereinten Kräften eine größere Schlagkraft zu erreichen“.

Von SPD-Fraktionschef Walter Mende bekam Reitz moralische Unterstützung. Der neue WFL-Chef sei „um seinen Job wahrlich nicht zu beneiden“. Die Teilnahme der Hallenser Oberbürgermeisterin am Kongress in Finnland werfe die Frage auf, „warum nicht die Stadtspitze oder die Spitze des Aufsichtsrates der WFL nach Oulu gefahren, an der Tagung teilgenommen, Werbung für den Standort Leverkusen und die Kongress-Teilnehmer aus dem Bayer-Konzern unterstützt haben“. (tk)

Quelle: www.ksta.de


Siehe hierzu auch:
KStA/ Leverkusener Anzeiger. 22.09.2004 - Kenner sehen große Chance verpasst
Presseerklärung SPD-Fraktion, 22.09.2004