Antrag an CDU-Kreisparteitag 2007/2
11.11.2007
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3. Gesamtschule in Leverkusen ?

Antrag des CDU-Ortsverbandes Waldsiedlung / Kreisparteitag 2007/2

Antrag:

Die CDU Leverkusen lehnt die Einrichtung einer 3. Gesamtschule in Leverkusen zu Lasten anderer weiterführender Schulen (Hauptschulen, Realschulen, Gymnasium) ab.

Freie Finanzmittel sollen in notwendige Ausbauten und Erneuerungen von bestehenden Unterrichtsstätten sowie in die Bildung junger Menschen fließen, z.B. in Fördermaßnahmen zur Entwicklung individueller Stärken.

Die Stadt Leverkusen befindet sich in einem Nothaushalt mit strikter Ausgabendisziplin. Es kann nicht hingenommen werden, dass aus ideologischen Gründen andere bereits begonnene Maßnahmen im Bildungsbereich oder auch Maßnahmen in der Stadtentwicklung zurückgestellt werden.

Die CDU-Fraktion wird aufgefordert, dem "Haushaltsplan 2008" nicht zuzustimmen, wenn finanzielle Mittel für eine 3. Gesamtschule etatisiert sind.


Begründung:

Ein funktionierendes Schulwesen in Leverkusen gerät durch die Forderung der SPD und ihrer Koalitionäre in Gefahr - wohl aus ideologischen Gründen. Es gibt gute Argumente für das Funktionieren des in Leverkusen so bestehenden viergliedrigen Schulsystems, aber kein einziges Argument, dass "die Gesamtschule" allein Gleiches leisten kann.

Die SPD u.a. behaupten, dass im PISA-Vergleich andere Länder besser abgeschnitten hätten, in denen es "Gesamtschulen" gebe. Dabei wird insbesondere auf Finnland hingewiesen.

Die Gesamtschulen Finnlands sind von den allgemeinen Rahmenbedingungen über die historischen Entwicklung bis zur räumlichen Ausgestaltung und der Unterrichtsmethodik nicht mit den von der SPD u.a. propagierten "Gesamtschulen" vergleichbar.

Etliche wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass das Erfolgsgeheimnis der Finnen nicht im Schlagwort "Gesamtschule" liegt, sondern am guten Unterricht an sich sowie an den hervorragenden Betreuungs- und Fördermöglichkeiten, in die der Staat erhebliche Mittel investiert.

Die finnischen Schulen sind aufgrund der Größe des Landes und der geringen Einwohnerzahl meist klein:

Rund 60% der Schulen haben weniger als sieben Lehrkräfte, knapp 40% haben weniger als 50 Schüler.

Auch die Klassen sind kleiner als in Deutschland: Die durchschnittliche Klassenstärke der an der PISA-Studie beteiligten Klassen betrug in Finnland 19,5 Schüler (Deutschland: 24,1).

Über Schulleitung, Klassenlehrerinnen und -lehrer sowie Fachlehrkräfte hinaus gibt es folgendes Schulpersonal, das mindestens einen Tag pro Woche, an großen Schulen täglich (!) präsent ist:

  • Schulschwester (Gesundheitsdienst)
  • Kurator/in (Sozialpädagoge/-pädagogin)
  • Speziallehrer/in (mit diagnostischer Kompetenz zur Förderung der schwachen Schüler
    und zur Unterstützung der Klassenlehrer/in)
  • mehrere Assistenten (unterstützen und entlasten die Klassen- oder Fachlehrer,
    z.B. wenn eine Lerngruppe mehr als 20 Schüler hat)
  • Küchenpersonal (alle Schüler/innen in Finnland bekommen täglich eine volle Mahlzeit!).

    Und dann gibt es auch noch eine traditionell bestimmte ausgeprägte Lesekultur, die sich u.a. in den hervorragenden (betreuten!) Schulbibliotheken niederschlägt.

    Letztlich ist noch anzumerken, dass Lehrerinnen und Lehrer in Finnland ein sehr hohes Ansehen genießen (Stellenwert über Juristen und Ärzte).

    In der jüngst im September 2007 veröffentlichten McKinsey-Studie, in der weltweit 24 Ländern auf ihrem Weg zur Bildungsspitze untersucht wurden, wird für Finnland u.a. die individuelle Ausrichtung hervorgehoben: Ein Drittel der Schüler profitiere pro Schuljahr vom Einzelunterricht, den Speziallehrkräfte erteilten.

    Andere Länder wie etwa Singapur haben mit mehrgliedrigen Schulsystemen ähnliche Erfolge wie Finnland erzielt.

    Also: Nicht so sehr die Zahl der Schultypen, sondern die individuelle Betreuung der Schüler entsprechend ihren Begabungen ist der Schlüssel zum Lernerfolg. Dabei hat das mehrgliedrige deutsche Schulsystem Stärken, die es auszubauen gilt. Die gilt vor allem für die Hauptschule. Hier Gelder zu investieren (auch für den Ganztagsbetrieb) ist sinnvoll, nicht jedoch das Schaffen einer neuen Großschule im Geiste der 70er Jahre.

    CDU-OV-Waldsiedlung

    Kai Hamacher, Vorsitzender
    Georg Wollenhaupt, stellv. Vors. u. Bezirksvertreter
    Gregor Dorlars, Schriftführer
    Bernhard Marewski, Rh. (Antragsformulierung in Absprache mit dem OV-Vorstand)


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    Finnland & PISA-Studie