Rheinische Post / Rhein-Wupper-Zeitung vom 16.04.2007 |
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Leverkusen
Kein Ventilator für paffende Lehrer
Von Ulrich Schütz
Das Thema Rauchen spaltet die Gesellschaft. Auf die offizielle Stellungnahme einer Stadtsprecherin, dass das Rauchen in allen städtischen Büros und auf den Fluren verboten sei, schrieb uns ein Stadtmitarbeiter: „Alles Blödsinn! Im zentralen Vorraum wird gepafft. Jeder muss durch den Mief! Im Haus ist es nicht anders. Überall wird in den Büros geraucht! Es stinkt!" Aus Angst vor Konsequenzen blieb der Protestschreiber anonym. Zumindest für Besucher des Verwaltungszentrums Goetheplatz stimmt: Sie müssen oft durch Rauchschwaden, weil Qualmer meist im geschlossenen Eingangsbereich die Giftstängel in Rauch aufgehen lassen.
Dass selbst studierte Raucher, denen allgemein einige Intelligenz zugetraut wird, soziale Ausgrenzung betreiben, wird an einem Fall am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium deutlich. Dort flüchtete sich eine Lehrerin vor den paffenden Kollegen geradezu in die Einsamkeit: Die Frau betritt den Lehrerzimmerbereich nicht mehr: "Aus Sorge um das ungeborene Leben", teilte die schwangere Lehrerin ihren Kollegen mit. Zudem befalle sie geradezu Ekel, wenn sie das nach Rauch stinkende Nichtraucher-Lehrerzimmer betreten müsse. Denn eine Ausnahme kann die Lehrerin nicht umgehen: Einmal pro Unterrichtstag muss die Frau ihr Postfach leeren.
Dass sich Lehrer eine Raucherecke in einer Schule sichern, soll bald vorbei sein. Schulgebäude sind Stadteigentum und unterstehen der Fürsorge des Oberbürgermeisters. Stadtchef Ernst Küchler will das absolute Rauchverbot in allen städtischen Gebäuden durchsetzen. Ausdrücklich auch in Schulen, wie uns Küchlers Sprecherin Irmgard Schenk-Zittlau frühere Aussagen des Verwaltungschefs bestätigte. Die nötige Änderung der Allgemeinen Dienstanweisung müsse aber noch vom Personalrat akzeptiert werden.
Zigarettensüchtige Lehrer wollen die drohende Verbannung an die frische Luft nicht wahr haben: Am Stein-Gymnasium kaufte ein Lehrer einen Ventilator und bat den Hausmeister, den Qualmabsauger während der Osterferien einzubauen. Die Stadt Leverkusen bekam Wind von dem unerlaubten Installationsplan: „Wir haben dem Hausmeister das Anbringen des Ventilators verboten", berichtete Stadtsprecherin Schenk-Zittlau im RP-Gespräch.
Schon vor dieser Entwicklung hatte CDU-Ratsherr Bernhard Marewski den NRW-Minister-präsidenten Jürgen Rüttgers um Hilfe gegen Raucher gebeten (wir berichteten). Das Schreiben von Lehrer Marewski gelangte erst gar nicht auf den Tisch des Landeschefs: Ein Mitarbeiter der Staatskanzlei wertete die Bitte aus Leverkusen offensichtlich als zu unwichtig für Rüttgers: Der Marewski-Brief landete im Schulministerium. Von dort kam die Nachricht, es werde doch an einem Nichtraucherschutzgesetz gearbeitet. Dabei solle es auch Regelungen für den Schulbereich geben.
Rauchverbotsanordnungen gibt es längst: An Schulen darf es nur ausnahmsweise Raucherbereiche geben. Realität ist: An vielen Schulen wurde die Ausnahme einfach zu Regeln erklärt. Die anerkannte Gesundheitsschädigung der Nichtraucher wurde durch Abstimmung beschlossen.
Quelle: Rheinische Post / Rhein-Wupper-Zeitung
Siehe:
12.03.2007 - RP :: Skandalöse Raucherregel & Legalisierte Krankmacher (Zwischenruf)
10.03.2007 - RP :: Lehrer müssen in die Raucherecke
09.03.2007 - RP :: Stadt will keine Raucherpolizei & Qualmfreie Schulen (Zwischenruf)
06.03.2007 - RP :: Leverkusen: Rauchfreie Stadtgebäude
04.03.2007 - Rauchfrei in allen städtischen Gebäuden!
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