Rheinische Post / Rhein-Wupper-Zeitung vom 20.08.2007 » Zurück


Leverkusen

Gesamtschule: SPD drängt

Von Roman Zilles

(RP) Eine dritte Gesamtschule soll her. Das ist die zentrale Botschaft, die vom Parteitag der Leverkusener SPD ausging. Die Vorsitzende Eva Lux machte sich vor ihrer Wiederwahl für diesen Wunsch stark.

Aller guten Dinge sind drei – zumindest die Gesamtschulen der Stadt betreffend. Dies war die zentrale Aussage der Rede von Eva Lux. Die Einrichtung einer weiteren Gesamtschule sei wichtig, um „die Ansprüche der Eltern auf die beste Schulbildung“ zu garantieren, rief die SPD-Vorsitzende vor ihrer Wiederwahl (63 Ja-, zehn Nein-Stimmen, sechs Enthaltungen) ihren Genossen zu.

„Die Frage nach dem Wo halte ich derzeit für unwichtig“, erklärte Lux nach dem Parteitag am Samstag in der Musikschule. Mehr gehe es darum, „dass Eltern die Entscheidung über die Schulbildung ihrer Kinder selbst in der Hand haben“, sagte die Vorsitzende, verwies auf 130 Kinder, die jüngst von den Gesamtschulen Rheindorf und Schlebusch „zurückgewiesen wurden“, und schob hinterher, „dass Gesamtschulen keine umgewandelten Hauptschulen sind“. Der Chef
Die Hauptschule Neucronenberg:
Ein „Umwandlungskandidat“?


ProOp hatte bereits angeregt, aus der Hauptschule Neukronenberger Straße in Quettingen eine Gesamt-schule zu machen. So konkret wurde die SPD noch nicht; die Sozialdemo-kraten nannten bisher nur allgemein den „Bezirk II“ als geeigneten Stand-ort für eine dritte Gesamtschule.
eine dritte Gesamtschule. Er kündigte an, dass seine Fraktion Lux’ Vorgabe aufgreifen werde und sah gute Chancen auf Schützenhilfe von Grünen und ProOp (Letztere regten Anfang 2007 die Umwandlung der Hauptschule Neukronenberg an).

Rückendeckung für Lux gab es von Oberbürgermeister Ernst Küchler („Das dreigliedrige Schulsystem gehört in den Papierkorb“) und Prof. Karl Lauterbach. Der Bundestagsabgeordnete mahnte seine Genossen, sich den Widerstand gegen die von der NRW-Landesregierung betriebene Stärkung der Hauptschule nicht mit Fördergeldern abkaufen zu lassen, und ergänzte: „Die Union braucht die Hauptschule, um Kinder von Arbeitern und Migranten abzuspeisen.“ Bezüglich der eigenen Partei präsentierten sich die Genossen geschlossen. Die Vorsitzende Lux bekam für ihre erste Amtszeit viele verbale Blumensträuße gebunden, und Lauterbach lobte, dass die Leverkusener SPD jüngst „mehr Profil gezeigt hat als die Bundes-SPD“.

Geschlossenheit wird auch nötig sein, um den Wunsch nach der dritten Gesamtschule in Erfüllung gehen zu lassen. Zumindest rennt die SPD bei Bernhard Marewski (CDU) keine offenen Türen ein. Er verwies auf den ausstehenden Schul-Entwicklungsplan der Verwaltung und sagte: „Ohne den Zahlen vorzugreifen, sieht die CDU keine zwingende Notwendigkeit für eine Gesamtschule.“ Marewski warnte davor, „einen Kampf auf dem Rücken der Schüler auszutragen“ und vor lauter Umstrukturierungen den Unterricht aus den Augen zu verlieren.


Quelle: Rheinische Post


Vergl.:

1.

Ratssitzung am 30.6.1997
Bernhard Marewski, CDU-Fraktion, zur Vorlage R 709 - Schulentwicklungsplan 1996-2000


[...] Den Überlegungen zur Errichtung einer 3. Gesamtschule in Leverkusen erteilen wir eine klare Absage. Mit uns wird es weder eine Umwandlung des Landrat-Lucas-Gymnasiums noch der Hauptschule Neukronenberger Straße geben - und auch keiner anderen Schule in Leverkusen.

Eine bildungspolitische Diskussion will ich hier und heute in dieser Ratssitzung nicht führen; ich möchte als Sachbeitrag aber auf folgendes hinweisen:

Zur "Errichtung, Änderung und Auflösung von weiterführenden allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen" gibt es aktuell einen Runderlaß des Ministeriums für Schule und Weiterbildung - veröffentlicht im "Gemeinsamen Amtsblatt" vom 15.6.1997.

Danach muß festgestellt werden, daß

1. die Aufnahmekapazitäten praktisch aller Leverkusener weiterführender Schulen erschöpft sind, somit ein "Bedürfnis zur Fortführung" dieser Schulen besteht.

2. daß auch keine der Leverkusener Hauptschulen in ihrer Fortführung zur Disposition stehen kann.

Im Gegenteil, es besteht grundsätzlich dringender Bedarf für den Ausbau der GHS Görresstr. als Ganztagshauptschule. Die dafür notwendigen baulichen Maßnahmen sind - nach Auskunft der Schulverwaltung im Schulausschuß am 9.6.1997 - am Standort nicht umsetzbar.

Zum weiteren verweist der Runderlaß auf die Genehmigungsvoraussetzungen für die Errichtung und Änderung von Schulen. Darunter zählt auch die erforderliche Verwaltungs- und Finanzkraft des Schulträgers.

Es gilt heute und in den nächsten Jahren, mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen die Leverkusener Schullandschaft zu stärken, nicht umzubauen! [...]


2.

Antrag der CDU-Fraktion vom 24.04.1997 ( Antragsformulierung: Bernhard Marewski )

R 731/ 14.TA, Ausbau der Hauptschulen - Auftrag an die Verwaltung zum Ablauf- und Finanzierungsplan


Antrag:
Zu den im Schulentwicklungsplan 1996-2000 angesprochenen erforderlichen bzw. "unvermeidbaren" Ausbaumaßnahmen an den GHSn Neukronenenberger Straße und Scharnhorststraße (auch unter Berücksichtigung der Nutzung des Gebäudes der früheren GHS Kerschensteinerstraße) legt die Verwaltung - rechtzeitig vor den ersten Beratungen des Schulentwicklungsplanes im Schul- sowie Bau- und Planungsausschuß am 09.06.97 - einen verwaltungsmäßig abgestimmten zeitlichen Ablaufplan sowie einen Finanzierungsplan vor.

Begründung:
Für die Hauptschulen wird spätestens zum Schuljahr 1998/1999 der Ausbaubedarf festgestellt. Um die Räumlichkeiten ab diesem Zeitraum auch zur Verfügung zu haben, müssen entsprechende Planungen unmittelbar beginnen. Dazu müßten auch sofort Planungsmittel bereitgestellt werden. Es ist nach jahrelangen Benachteiligungen der Hauptschulen nicht mehr hinzunehmen, daß sich dort die äußeren Lernbedingungen weiter verschlechtern.


3.

Antrag der CDU-Fraktion zur Ratssitzung am 22.10.2007

Gebundene Ganztagshauptschulen, hier: Theodor-Wuppermann-Hauptschule


Antrag:
Die Verwaltung wird beauftragt, unverzüglich die Umwandlung der GHS Theodor-Wuppermann-Schule in eine gebundene Ganztagshauptschule vorzunehmen.

Begründung: [...]


4.

Rheinische Post v. 18.10.2007

(Wahl-)Kampf um die Gesamtschule