Kölner Stadt-Anzeiger/ Leverkusener Anzeiger vom 24.10.2007 » Zurück


Leverkusen

CDU bangt um eines der Gymnasien [pdf]

Von Rainer Schmidt

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Der Beschluss im Wortlaut
"SPD hat Vertrag verlassen"
Der Anfang vom Ende
"Überhaupt keine Auswirkungen"
Ganzseite LevAnzeiger 24.10.2007
Mit den Stimmen von SPD, Bürgerliste, Grünen und Pro Op beschloss der Rat am Montag die Einrichtung einer dritten Gesamtschule. CDU und FDP sind strikt dagegen. Leverkusen - Zugegeben, ein Hintertürchen hat man sich noch offen gelassen. Der Bedarf muss noch offiziell ermittelt werden, bevor der endgültige Beschluss für die Einrichtung einer dritten Gesamtschule fallen kann. Für die kurzfristige neue Ratsmehrheit aber, die sich am Montag eigens für den Tagesordnungspunkt 24 gebildet hatte, liegt auf der Hand: Der Bedarf ist vorhanden.

So argumentierte denn auch Eva Lux, jugendpolitische Sprecherin der Fraktion und Vorsitzende der Leverkusener SPD: "Die Schulwahlentscheidung von Eltern ist in diesem Jahr allein für Gesamtschulen in NRW 16 000 Mal abgelehnt worden, davon 129 Mal in Leverkusen." Der Elternwille aber sei eindeutig. Viele Eltern wollten, dass ihr Kind eine Gesamtschule besuchen. In Leverkusen aber seien die beiden vorhandenen "voll bis unters Dach." Vor einer "bildungspolitischen Zukunftsinvestition" dürfe sich auch eine Stadt im Nothaushalt nicht drücken. Die SPD jedenfalls sei bereit, das notwendige Geld für die dritte Gesamtschule aufzutun.

Ganz anders sah das der Koalitionspartner von der CDU, sprach von Verschwendung von Steuergelder und Gefährdung des Schulfriedens. Bernhard Marewski, schulpolitischer Sprecher der Fraktion, erklärte: "Wir haben in Leverkusen eine ausgezeichnete Schullandschaft", die praktisch allen Neigungen und Interessen von Schülerinnen und Schülern entgegen komme. Dieses "wohl funktionierende Schulwesen" gerate nun aus ideologischen Gründen in Gefahr, erklärte Marewski und warf der SPD vor, die dritte Gesamtschule im Hau-Ruck-Verfahren durchsetzen zu wollen.

Das Verfahren bemängelte auch FDP-Fraktionschefin Hiltrud Meier-Engelen. Der Antrag der vier Fraktionen sei in den Fachausschüssen inhaltlich nicht vorberaten worden. Dem widersprach Walter Mende (SPD). Der Schulausschuss haben den Fall in den Rat überwiesen, und Thomas Wolf (Pro Op) konterte, von einem Hauruck-Verfahren könne keine Rede sein. "Unser Antrag ist schließlich schon zwei Jahre alt". Erhard T. Schoofs, Vormann der Bürgerliste im Rat, ließ keinen Zweifel an der Notwendigkeit einer dritten Gesamtschule: "Das dreigliedrige Schulsystem hat eindeutig versagt". Roswitha Arnold, Fraktionschefin der Grünen, warf der CDU vor, sie wolle die Ergebnisse der Pisa-Studie immer noch nicht zur Kenntnis nehmen. Nicht grundsätzlich gegen die dritte Gesamtschule zeigte sich die UWG. Deren Vertreter, Reinhard Vozelj, aber wollte zunächst wissen, welche Schule dafür geschlossen werden müsse.

Das wiederum war für CDU-Fraktionschef Klaus Hupperth völlig klar: "Es bleibt nur übrig, ein Gymnasium zu schließen - das Landrat-Lucas-Gymnasium oder das Werner-Heisenberg-Gymnasium, wenn man eine dritte Gesamtschule fordert." Dem widersprach SPD-Fraktionschef Walter Mende vehement. Die CDU baue einen Popanz auf. Die SPD denke überhaupt nicht daran, ein Gymnasium oder eine Realschule zu schließen. "Für so blöd können Sie uns nicht halten. Wir sind doch keine politischen Selbstmörder."


Quelle: Leverkusener Anzeiger


Siehe auch:

22.10.2007 - 3. Gesamtschule in Leverkusen
Stellungnahme 1   Stellungnahme 2   der CDU-Fraktion